Aus Ton


Zum zweiten Mal widme ich mich den Instruktionen von Sunita für das Kunstzmittag von Anfang Juli. Auf Englisch sind sie “float / dab / wring / thrust / press / flick /slash / glide”, auf Deutsch “schweben, tupfen, wringen, stossen, drücken, schnippen, schieben, gleiten”. Nachdem ich mich letztes Mal mit dem Pinsel darin versucht hatte, nehme ich diesmal einen Klumpen Ton. Ich habe noch welchen vorrätig, den ich im ersten Lockdown bestellt, aber nicht gebraucht hatte.

Ich habe keinerlei Vorstellung, was aus dem Klumpen werden soll. Ich drücke, stosse, tupfe, schnippe, schiebe, gleite mit dem Finger darüber. Zuerst ensteht fast automatisch eine Art Gesicht daraus. Ich drücke ziemlich lang daran herum, aber irgendwie gefällt es mir nicht so richtig. Warum eigentlich immer ein Gesicht? Es könnte ja auch etwas Abstraktes sein? Etwas “Sinnloses”? Am Schluss wringe ich das Stück Ton. Dieser Effekt gefällt mir so gut, dass ich ganz spielerisch eine Art Gesicht dazu mache, und fertig ist das Wring-Ding:

Es ist nichts Ernsthaftes, es hat keinen Anspruch, es will niemandem genügen und auch nichts Bestimmtes sein. “Play” nennt man das, und ich glaube, es ist das, was die Freiheit im kreativen Schaffen ausmacht. Wenn ich immer nur versuche, etwas “Perfektes” oder möglichst Gutes zu erschaffen, verbessere ich mich dadurch vielleicht in meinen Fähigkeiten, aber es fehlt das gewisse Etwas. Das Augenzwinkern. Mein Wring-Ding hat das. Ich lasse es daher mal so stehen.

Nach der Mittagspause nehme ich die zweite Packung selbsthärtenden Ton in Angriff. Dieser Ton ist schwarz. Ich bin gespannt darauf, welchen Effekt das haben wird. Diesmal setze ich die Vorgabe des Schwebens um, indem ich den Ton teilweise in der Luft haltend bearbeite. Mit Wasser mache ich die Oberfläche weicher und geschmeidiger, da der Ton leicht antrocknet und Risse bekommt. Diesmal ist das Resultat ganz abstrakt (es hat kein Gesicht). Da mir die Oberfläche zu glatt ist, drücke ich am Ende noch einen Schwamm hinein, um für etwas mehr Textur zu sorgen. Beim Fotografieren muss ich dann feststellen, dass der schwarze Ton einiges schwieriger zu fotografieren ist als der naturfarbene.

Ich liebe es, mit Ton zu arbeiten und mir die Hände schmutzig zu machen. Leider konnte ich meine Hände nicht selber fotografieren, sonst hätte ich das getan. Vor allem der schwarz gefärbte Ton war eindrücklich.