Farn


Am 8. Mai wage ich mich vorsichtig, aber hoffnungsvoll, zum ersten Mal seit Corona wieder in den Effinger. Das ist eine künstlerische, aber auch eine persönliche Notwendigkeit. Zu Hause habe ich nur meinen Aquarellmalkasten, alles andere ist im Effinger. Nicht nur von der Technik her möchte ich mal wieder im gewohnten Raum arbeiten können, sondern es schlägt mir auch langsam etwas aufs Gemüt, so lange keine Leute getroffen zu haben.

Natürlich ist die Situation eine andere als sonst. Der Effinger ist dunkel und leer und ich komme nur durch den Seiteneingang hinein. Der Raum “Rosengarten” wurde anders eingerichtet, um Arbeitsplätze mit Abstand zu ermöglichen anstelle eines Sitzungszimmers. Zum Glück ist um 8.30 Uhr jemand da, als ich eintreffe, und die Tür offen. Schätzungsweise arbeiten etwa fünf Personen weit verstreut in den Räumlichkeiten, wo normalerweise bis zu 80 Leute parallel arbeiten und Sitzungen abhalten. Trotzdem ist es schön, einzelne bekannte Gesichter wiederzusehen.

Ich weiss schon, dass ich, inspiriert vom sich entrollenden Farn im Garten, einen sich entfaltenden Farnwedel zeichnen will. Nach 10 Uhr hole ich mir einen Kaffee an der Bar. Schön ist, dass ich eine Weile warten muss, weil Leute von der Strasse sich ebenfalls einen Kaffee zum Mitnehmen holen. Das ist erfreulich für die Kaffeebar.

Nach der Pause bekomme ich Gesellschaft von Beni, dem Sohn eines Coworkers, der alleine im Kinderbereich im Keller spielen muss, und dem langweilig ist. Bei mir darf er an einem anderen Einzeltisch mit Abstand eine Zeichnung gestalten und dazu ganz viel erzählen ;-). Ich freue mich über die Abwechslung. Kinder habe ich in den letzten Wochen ja kaum zu Gesicht bekommen.