Jeff Koons + Wecker
Heute habe ich etwas nachzuholen! Ich hatte nämlich im Kontext des Colearning im Effinger vor einer Weile von Tavi einen Guest Pass für das amerikanische Online-Bildungsangebot MasterClass erhalten und wollte noch darüber berichten. Der Guest Pass beinhaltete eine Woche Gratiszugriff auf alle MasterClass-Videos und Unterlagen. Leider fand ich nur einen einzigen bildenden Künstler im Repertoire von MasterClass: Jeff Koons. Ich bin ganz ehrlich: seine Kunst spricht mich persönlich nicht an. Aber es war dennoch interessant, ihm zuzuhören und vor allem, Einblick in sein Atelier zu erhalten (siehe oben). Ich liebe sowas ja!
Mir wurde rasch klar: Jeff Koons geniesst bereits zu seinen Lebzeiten einen grossen kommerziellen Erfolg, so dass er längst nicht mehr alleine als Künstler arbeitet, sondern lediglich Ideen liefert, die andere dann für ihn umsetzen. Oben sieht man ein Beispiel davon. Jeff Koons spricht viel von “Ready Made”, das heisst, er nimmt etwas, das es schon so gibt, und macht etwas damit. Er fügt etwas hinzu oder kombiniert es neu. Beispielsweise liess er Bilder alter Meister reproduzieren und verarbeitete sie dann weiter.
Zwei Werke, auf die er sich im Zusammenhang mit seinen Skulpturen bezieht, sprachen mich in der Zeit, in der ich selber an meinem Speckstein herumschliff, sehr an. Er referenzierte nämlich zwei Statuen in der Kapelle San Severo in Neapel, die mich sprachlos machten. Das Faszinierende daran ist, dass bei beiden Statuen etwas äusserst Zartes und Filigranes in Marmor wiedergegeben wurde. Ich hätte nicht gedacht, dass dies überhaupt möglich ist. Zum Beispiel oben der verstorbene Jesus mit Leichentuch oder das Netz unten. Das Leichentuch ist transparent wie ein Schleier und das Netz (ein Symbol für Sünde) wirkt tatsächlich, als bestünde es aus echten Seilen! Ich wusste gar nicht, dass man diese Wirkung mit einem Stein erzielen kann.
Die Bildhauer Francesco Queirolo (Netz) und Giuseppe Sanmartino (Schleier) hatten unglaubliches Talent. So etwas habe ich noch nie gesehen! Der Legende nach liess der Besitzer der Kapelle, Raimondo di Sangro, Sanmartino nach Fertigstellung des verschleierten Christus blenden, damit er sich nicht selbst übertreffen konnte! Ich finde die beiden Werke auf jeden Fall sehr inspirierend.
Soviel zur MasterClass mit Jeff Koons. Inhaltlich kannte ich bereits den einen oder anderen Kniff bzw. gewisse Strategien, wie man Wirkung erzielen kann. Zum Beispiel, indem man etwas Kleines stark verkrössert wie etwa Jeff Koons den Hund “Puppy”. Er machte daraus eine von Pflanzen bewachsene Skulptur von 12 Metern Höhe. Das ist übrigens das einzige Werk von ihm, das ich richtig toll finde ;-)! Natürlich werde ich das Skript noch bei Gelegenheit durchlesen. Mein MasterClass-Abo habe ich aber vor Ablauf der ersten Woche gekündigt.
Selber arbeitete ich heute am Thema “Alltag”, das wir für das nächste Kunstzmittag vorgegeben haben. Ich hatte bereits im Vorfeld überlegt, wie ich dieses Thema umsetzen möchte. Das Typische am Alltag ist für mich, dass er einen bestimmten Rhythmus hat. Vor allem wohl auch, dass man um eine bestimmte Zeit aufstehen muss. Ausserhalb des Alltags, z.B. in den Ferien, ist man da ja oft etwas freier :-).
Es ist gar nicht so leicht, freihändig einen Kreis bzw. mehrere versetzte und verschieden grosse (Halb-)Kreise zu zeichnen. Vor allem, da der Wecker noch in der Perspektive von oben dargestellt ist. Das führt dazu, dass es ihn ein wenig in die Länge zieht und er nicht ganz rund ist. Allerdings, da bin ich ehrlich, ist meine Version ein bisschen zu länglich geraten. Tatsächlich fragte ich mich, ob ich noch eine Variante mit Zirkel und Geodreieck ausprobieren soll, damit die Dimensionen besser stimmen. Aber im Grunde erhalten solche Illustrationen ihren Charme gerade dadurch, dass sie eben nicht ganz perfekt sind, oder nicht ;-)?
Am Ende entscheide ich mich doch noch für einen weiteren Versuch zu Hause. Und tatsächlich: die Proportionen stimmen hier etwas besser :-).