Meandrina
Nach der Arbeit mit Ton, nach Collagen und Mischtechnik-Arbeiten, mitten in den Vorbereitungen fürs Kunstfestival, verspüre ich plötzlich das klare Bedürfnis, den Fineliner zu nehmen und mich, sei es auch nur für kurze Zeit, ins Zeichnen und Pünkteln zu vertiefen.
In Ernst Haeckels “Kunst und Wissenschaft”, erschienen bei Taschen, suche ich nach einer Korallenform, die mir zusagt. Ich werde fündig bei einer Tafel, die mit Meandrina beschriftet ist, also Steinkorallen.
Zuerst hatte ich Seiten aus meinem Skizzenbuch kopiert und in der Papeterie Klebmaterialnachschub besorgt fürs Kunstfestival. Es sind lauter Kleinigkeiten, die noch erledigt sein wollen. Die Preisliste will vervollständigt und die Legenden wollen fertigstellt sein. Für diese Woche hatte ich mir daher gar nicht so viel “Künstlerisches” vorgenommen. Umso grösser ist die Freude, als ich tatsächlich Zeit habe, noch etwas Neues anzufertigen und nicht nur Altes fürs Kunstfestival aufzubereiten.
Zum Schluss fällt mir sogar noch das fehlende Puzzleteil für meine angefangene zweite Collage auf handgeschöpftem Papier zu. Es sind zwei Abbildungen aus der Tafel, aus der ich oben die Steinkoralle abgezeichnet habe.
Auch der Text ist mir sofort klar. “Drunter und drüber” tippe ich auf ein weisses Blatt Papier. Beim Arrangieren beschliesse ich dann, die beiden Teile umzudrehen. Et voilà! Grosses Glück im Kleinen.
Heute empfinde ich es als grosses Geschenk und Privileg, diese Stunde Zeit zu haben, um etwas zu zeichnen und zu arrangieren, das streng genommen nicht sein müsste. Luxus pur.