Neue Inspiration


Es ist Anfang Dezember, und ich habe meine beiden ersten Kundenaufträge (fast) unter Dach und Fach. So gönne ich mir eine Woche Pause und mache etwas nur für mich. Ich merke, dass mein Drang zurück zum analogen Zeichnen und Malen sehr gross ist! Und das hat ja etwas sehr Schönes.

Der Beginn dieses Monats bringt ganz neue Inspiration mit sich. Ich war im Fotomuseum Winterthur und besuchte dort die Ausstellung über Jean Painlevé, einen Mediziner und Biologen, der vor allem für seine Unterwasserfilmaufnahmen bekannt ist. Diese waren einerseits natürlich wissenschaftlicher Natur. Seine Makroaufnahmen haben aber auch etwas Künstlerisches an sich. Für mich überraschend war ich total “geflasht” von diesen Schwarz-Weiss-Filmen und beschloss, dass ich damit arbeiten möchte.

Da dies an meine sommerliche Faszination der Algen an der Westküste Dänemarks anknüpft, konnte ich nicht widerstehen und kaufte im Museumsshop zwei Bücher zum Thema. Die Investition schien mir eine lohnende zu sein. Ich spürte, dass ich hier ein ganz neues und sehr grosses Gebiet betrete, mit dem ich mich noch länger auseinandersetzen kann.

Aber nach den letzten Wochen der Arbeit für Kunden, die vor allem am Bildschirm stattfand, ist es gar nicht so leicht, wieder den Einstieg zu finden! Ich beginne mit der Trichteralge:

Danach versuche ich mich an der Schraubensabelle – dem Unterwasserlebewesen, das auch in der oben eingefügten Leinwandaufnahme zu sehen ist. Ich muss feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, diesem Tier gerecht zu werden! Aber ich habe ja erst gerade mit dem neuen Thema angefangen. Ich kann also noch ein paar Runden drehen und mich ihm von verschiedenen Seiten annähern…

Da ich sie zuvor selbst nicht kannte, an dieser Stelle noch ein paar Worte zur Schraubensabelle (Sabella spallanzanii): Es handelt sich dabei um ein Filterlebewesen, das von Plankton lebt. Im Inneren der elastischen Röhre wohnt ein Wurm, und was so zauberhaft aussieht, ist die sogenannte Tentakelkrone. Die Schraubensabelle ist im Mittelmeerraum und an der Atlantikküste heimisch, hat sich jedoch, wie so viele andere Arten auch, international ausgebreitet und gilt zum Beispiel in Neuseeland als invasiv. Wenn man den Namen googelt, findet man die schönsten Farben und Formen. Ich interessiere mich jedoch vor allem für die Struktur, die in Schwarz-Weiss fast besser zur Geltung kommt, weil man weniger vom Farbenfeuerwerk abgelenkt ist ;-).

Zum Schluss zeichne ich nochmals eine Braunalge, diesmal die Nereocystis Luetkeana. Diese Art bildet bis zu 40 Meter hohe Tangwälder. Faszinierend, nicht? Und sind das nicht tolle Formen? Mir gefällt das “Geschlenker”, das auf die Wasserbewegung zurückzuführen ist :-). Diese Alge ist zudem essbar; in Alaska wird daraus eine eingelegte Spezialität hergestellt.